Wer bist du – wirklich?

Heute, nach nur wenigen Stunden Arbeit, verließ ich die Kindertagesstätte und spürte eine tiefe Anspannung in mir. Alles fühlte sich fremd an. Ich bekam kaum Luft, und unzählige Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Ich überquerte eine große Brücke und hielt inne, um über die Stadt zu blicken. Irgendetwas in mir sehnte sich nach Stille – nach einem Moment, um nach innen zu gehen und mich zu fragen: Was passiert gerade in mir?

Da ich ein sehr visueller Mensch bin, sah ich sofort ein Bild vor mir: einen riesigen Wasserballon, schwer und kurz vorm Platzen. Ich fühlte das Gewicht – emotional, körperlich – und dann kamen die Tränen. So wie Wolken, die den Sommerregen nicht mehr halten können, flossen meine Tränen und brachten Erleichterung.

Während sie über meine Wangen liefen, dachte ich über mein Leben nach. Es gab viele schöne Momente. Doch ich fragte mich: Habe ich je wirklich gewagt, groß zu träumen? Und wenn nicht – warum fällt es mir so schwer, das Leben anzunehmen mit all seinen Möglichkeiten?

Wir erzählen uns selbst, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist. Wir verschieben Freude, Ruhe, Veränderung. Wir warten, bis die Kinder größer sind, der richtige Partner kommt, mehr Geld da ist, weniger Verantwortung – bis der perfekte Moment eintritt. Aber was, wenn wir nur noch 24 Stunden zu leben hätten? Würden wir dann immer noch warten?

Zu oft werden unsere Gründe zu Ausreden. Wir sagen, es liegt an der Arbeit, der Beziehung, dem Haushalt, dem Geld. Und vielleicht ist da auch etwas Wahres dran. Doch die tiefere Wahrheit ist: Wenn es dich nicht glücklich macht – muss sich etwas verändern.

Neville Goddard sagte einmal: „Das Wort ‚unmöglich‘ existiert nicht in meinem Vokabular.“ Was wäre, wenn wir es ebenfalls streichen würden? Was, wenn wir glaubten, dass das Leben uns trägt, wenn wir unserer inneren Stimme vertrauen?

Wir investieren so viel Energie in das Warum es nicht geht. Was würde passieren, wenn wir genauso viel Energie ins Wie es gehen könnte stecken?

Während ich dort auf der Brücke stand, erkannte ich, wie oft ich meine Energie verschenkt habe – wie oft ich mich um das Wohl anderer gekümmert habe, in der Hoffnung, dass irgendwann vielleicht auch jemand meine Bedürfnisse stillt. Das ist an sich schön – aber nur, wenn wir uns dabei nicht selbst verlieren.

Unsere innere Stimme weiß. Sie sagt uns leise, wenn wir uns zu weit von unserem wahren Weg entfernt haben. Aber wir haben gelernt, sie zu überhören – vernünftig zu sein, „brav“ zu sein, uns anzupassen.

Es gibt ein Sprichwort: „Brave Mädchen kommen in den Himmel – die anderen überall hin.“ Vielleicht haben wir missverstanden, was es heißt, „gut“ zu sein. Wahre Güte beginnt mit Wahrhaftigkeit. Sie beginnt dort, wo wir das tun, was uns innerlich zum Leuchten bringt.

Ich fragte mich also: Lebe ich, um anderen zu dienen – oder tue ich das, was meine Seele singen lässt?

Die Zeit vergeht. Das Leben wartet nicht. Wenn wir wirklich lebendig sein wollen, müssen wir bereit sein, unsere Glaubenssätze und Ängste zu betrachten. Wir müssen uns fragen: Ist es wirklich wahr, dass ich meine aktuelle Situation nicht ändern kann? Oder verstecke ich mich nur hinter alten Mustern, um mich nicht mit meinen Ängsten auseinandersetzen zu müssen?

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind – mit tiefer, liebevoller Klarheit – dann können wir beginnen, die Verantwortung für unser Leben zu übernehmen.

Neville sagt: „Ich bin“ ist die kraftvollste Aussage des Universums – alles, was danach kommt, formt unsere Welt.

Jeder muss etwas sein. Selbst derjenige, der sich verloren fühlt, trägt ein Bild von sich in sich.

Also stelle ich dir die gleiche Frage, die ich mir heute auf der Brücke gestellt habe:

Wer bist du? Und wer willst du werden?

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