Arbeiten für Sicherheit – oder für Erfüllung?

Wir quälen uns durch Jobs, die wir nicht lieben, und klagen darüber, wie anstrengend es ist, Tag für Tag zur Arbeit zu gehen. Und doch hinterfragen wir nur selten, warum wir es überhaupt tun.

Wenn wir lieben, was wir tun, verändert sich etwas. Wir kommen in einen Zustand des Flows. Es geht nicht mehr nur ums Geldverdienen – es geht um Erfüllung. Aber die meisten von uns trauen sich nicht, an ein solches Leben zu glauben. Stattdessen klammern wir uns an den Gedanken von Sicherheit – selbst wenn er uns unsere Freude kostet.

Wie oft hört man Menschen bei der Arbeit jammern, wie langweilig, unfair oder schlecht bezahlt alles sei? Es wird zu einer Art gemeinschaftlichem Leiden. Einer kollektiven Geschichte des Durchhaltens. Aber warum halten wir so oft an Dingen fest, die wir nicht wollen und die uns nicht glücklich machen?

Die Antwort ist einfach: Angst.

Ich kenne das nur zu gut.

Nachdem ich die Hare-Krishna-Bewegung verlassen hatte, musste ich mein Leben ganz neu beginnen. Ich kam mit 15 Jahren in die Schweiz, um zu heiraten. Ich hatte gerade ein Krishna-Internat in Frankreich abgeschlossen, wo der Unterricht auf Englisch stattfand. Weil im Schweizer Tempel eine Köchin gebraucht wurde und ich die junge Ehefrau war, wurde ich in die Küche geschickt.

Niemand fragte mich, was ich machen wollte. Und ehrlich gesagt, ich fragte mich selbst auch nicht.

Später wurde ich mit 20 Mutter und blieb zuhause. Mein damaliger Mann war Missionar und verkaufte vedische Schriften von Tür zu Tür. Wir lebten mit sehr wenig. Als mein Sohn fünf wurde, zogen wir aus dem Tempel aus und meldeten ihn im öffentlichen Kindergarten an – ein riesiger Schritt für uns. Ich hatte nie in der Gesellschaft gelebt und fand mich plötzlich isoliert in einer kleinen Wohnung wieder, getrennt von der einzigen Welt, die ich je gekannt hatte.

Da beschloss ich, arbeiten zu gehen – um mich nützlich zu fühlen, um dazuzugehören, um etwas beizutragen.

Mein erster Job war das Austragen von Werbungen. Es war mühsam. Irgendwann verbrannten mein Ex-Mann und ich alle übrig gebliebenen Prospekte in einem riesigen Feuer im Wald. Das war das Ende dieser Arbeit. Mein zweiter Job war besser – und ich verdiente zum ersten Mal richtig Geld. Doch ich hatte keine Beziehung zu Geld. Ich hatte nie gelernt, damit umzugehen. Und wenn ich es hatte, fühlte ich mich schuldig und gab es sofort weiter.

Geld machte mir Angst.

Ich wusste nicht, wie man es behält, sinnvoll nutzt oder sich daran erfreut. Ich dachte, Geld zu haben mache mich egoistisch. Oft gab ich es meinem Mann – nur um später in Panik zu geraten, wenn ich wieder nichts mehr hatte. Die Angst, nicht genug zu haben – und die Scham, überhaupt etwas zu besitzen – hielten mich in einem endlosen Mangel-Gefühl gefangen.

Heute sehe ich, wie stark meine Geld-Geschichte durch mein Umfeld geprägt wurde. Meine Mutter war 15, als sie mit mir schwanger wurde. Unsere Familie hatte viel Liebe, aber wenig finanzielle Sicherheit. Immer schwang eine unterschwellige Angst rund ums Thema Geld mit. Ich lernte: Geld ist stressig, flüchtig und nicht verlässlich.

Im Tempel zu arbeiten, ohne Bezahlung, war einfacher, als über Gehalt zu verhandeln. Ich bekam einfach, was ich brauchte. Später, in der Außenwelt, ließ ich mich unterbezahlen, weil ich glaubte, nicht mehr zu verdienen. Ich dachte, ich müsse mich beweisen, um dazuzugehören.

Aber inzwischen weiß ich: Ich bin nicht die Einzige.

Das ist eine kollektive Geschichte. Viele von uns tragen vererbte Glaubenssätze über Geld mit sich herum – von Eltern, Kultur oder eigenen Traumata. Manche glauben, sie werden nie genug haben. Andere verachten Reiche, als sei Wohlstand etwas Anrüchiges. Wie in Äsops Fabel vom Fuchs, der die Trauben nicht erreichen konnte und behauptete, sie seien sowieso sauer – schützen wir uns vor Enttäuschung, indem wir vorgeben, wir wollten ja nie mehr.

Aber die Wahrheit ist: Fülle beginnt mit Selbstwert.

Wir können den Wert des Geldes nur erfahren, wenn wir unseren eigenen Wert erkennen.

Wenn ich einen Klumpen Ton in der Hand halte, kann ich daraus etwas Schönes formen – oder ich werfe ihn weg und sage: «War ja nur Ton.» Genauso ist es mit unserem Leben. Formen wir etwas Bedeutungsvolles daraus? Oder bleiben wir in der Angst stecken, überzeugt, dass da nichts Besseres für uns wartet?

Geld ist weder gut noch schlecht. Es spiegelt nur das wider, was wir glauben, fühlen und über uns selbst denken.

Und nein – Geld ist nicht die Antwort auf ein glückliches Leben. Ich kenne reiche Menschen, die ständig Angst haben, alles zu verlieren. Und ich kenne Menschen mit fast nichts, die voller Lebensfreude und Dankbarkeit sind. Es ist wirklich eine mentale und emotionale Beziehung.

Also frage dich: Was glaubst du über Geld?

Glaubst du, dass das Leben auf deiner Seite ist? Glaubst du, dass du versorgt bist? Dass du es wert bist, mehr zu empfangen?

Du musst nicht in der Geschichte stecken bleiben, die du geerbt hast.

Ein Zitat sagt:
„Fülle ist nicht die Abwesenheit von Mangel. Sie ist die Anwesenheit einer Fülle-Mentalität.“

Und ein anderes:
„Fülle zeigt sich nicht nur in Geld und Besitz, sondern auch in Gesundheit, Liebe, Glück und innerem Frieden.“

Du hast immer eine Wahl: Formst du etwas Bedeutungsvolles aus deinen Erfahrungen – oder lässt du die Angst entscheiden, was du wert bist?

Fülle beginnt in deinem Geist.
Und du bist die Bildhauerin.

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