💔✨ Ehe, Muster & Philosophie – Wie Schmerz mich zu mir selbst zurückführte

„Heirate unbedingt. Bekommst du eine gute Frau, wirst du glücklich. Bekommst du eine schlechte, wirst du Philosoph.“

– Sokrates

Dieses Zitat bringt mich immer zum Schmunzeln. Es trägt einen tiefen, versteckten Kern in sich: Ganz gleich, wie es ausgeht – Beziehungen, besonders die schwierigen, können zu einem Spiegel, einem Weg, ja sogar zu einem inneren Erwachen werden.

Oft leben wir durch den Schleier vergangener Erfahrungen, geformt durch alte Verletzungen oder Schutzmechanismen, die uns davor bewahren sollen, erneut verletzt zu werden. Als Kind habe ich gelernt, dass Liebe etwas ist, das man sich verdienen muss.
So wurde ich eine Frau, die glaubte, Liebe nur durch Leistung und Angepasstheit wert zu sein.

Grenzen? Ich kannte sie nicht.

Stattdessen wuchs in mir ein Hunger nach Bestätigung – ein ständiges Sehnen nach Anerkennung von außen. Und wie jeder Hunger führte er dazu, dass ich mich mit weniger zufriedengab, mehr gab, als ich hatte, und still hoffte, dass jemand endlich füllt, was in mir leer war.

Anfangs fühlt sich alles leicht und richtig an. Wir verlieben uns, glauben an das große Glück, schweben auf Wolke Sieben.
Dieses Mal ist es echt, sagen wir.
Doch oft kehrt der alte Hunger zurück – und mit ihm die Unzufriedenheit. Wir sehnen uns nach einer neuen Person, einer anderen Zukunft.

Und das ist nicht falsch.
Aber wir müssen erkennen:

Alles im Außen kann sich ändern. Aber wir nehmen uns selbst immer mit.

So, als würden wir von einem Raum in den nächsten gehen – die Gedanken, Ängste, Sehnsüchte kommen mit. Kein Mensch, kein Ort, kein Besitz kann uns dauerhaft das geben, was wir uns selbst verweigern.


🔄 Muster, Projektion & die Suche nach „dem Einen“

Lange glaubte ich, Beziehungen seien die Lösung für alles.
Liebe würde mich heilen.
Der „Richtige“ würde mich endlich ganz machen.

Heute weiß ich:
Der Humor, die Leichtigkeit, die Freude, die ich anderen zuschrieb – sie kamen von mir.

Ich begann, mich zu fragen:

  • Was verbinde ich mit romantischer Liebe?

  • Erwarte ich Rettung?

  • Suche ich Bestätigung für die Annahme, dass ich nicht liebenswert bin?

Je mehr ich Bestätigung von außen suchte, desto frustrierter wurde ich – weil sie ausblieb.

Und ist es nicht erstaunlich, wie sehr unser Körper auf unsere Gedanken reagiert?
So viele Menschen kritisieren sich selbst – ihr Aussehen, ihr Alter, ihre Form. Und ihr Körper beginnt, sich entsprechend zu verhalten: mit Anspannung, Rückzug, Krankheit.
Selbstvertrauen hingegen strahlt – egal wie jemand aussieht. Wir sehen es. Wir spüren es. Wir wollen in seiner Nähe sein.


🪞Eine Geschichte aus meinem Leben

Einer meiner größten Ängste war:
Was, wenn er meine Fehler sieht?

Ich lebte viele Jahre mit einem Partner zusammen.
Ich bin dankbar für vieles, was er mir gab.
Aber heute sehe ich, wie sehr ich meine innere Leere auf ihn projizierte.

Ich wollte, dass er meine Stärke ist.
Dass er mir gibt, was ich mir selbst nicht geben konnte:
Selbstvertrauen, Klarheit, Entscheidungsfreude, Grenzen setzen, Würde.

Ich akzeptierte zu wenig – nur um jemanden zu halten, von dem ich glaubte, er würde mich retten.

Doch die Wahrheit war:
Wir passten nicht wirklich zusammen.
Wir stritten viel. Wir erschöpften einander.
Und ich blieb.

Ich blieb stark – aber wofür?

Um eine Beziehung aufrechtzuerhalten, die längst ihre Lebendigkeit verloren hatte?
Aus Angst vor dem Alleinsein?

Ich wurde wütend, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich glaubte, wenn das wegbricht, breche ich auch.

Als er schließlich ging, war ich erleichtert – und verletzt.
Es dauerte. Er kam immer wieder.
Und ich beobachtete mich selbst:
Wie meine Stimmung, mein Selbstwert, mein innerer Zustand – alles hing davon ab, was er tat oder ließ.

In dem Moment wurde mir klar:

Kein Außen darf Quelle meines Glücks oder meines Schmerzes sein.


🌱 Umprogrammierung von innen

Wie ich schon früher schrieb: Unsere Muster reichen tiefer, als wir oft glauben.
Das meiste, was wir tun, geschieht nicht aus freier Wahl – sondern aus Gewohnheit.
Kondition. Prägung.

Aber Gewohnheiten lassen sich verändern.
Das Unterbewusstsein ist wie ein Garten.
Es nimmt auf, was wir säen. Es urteilt nicht. Es unterscheidet nicht. Es wächst.

Deshalb ist Achtsamkeit so entscheidend.
Wir dürfen uns liebevoll beobachten – besonders in Momenten, in denen wir in alte Geschichten zurückfallen.
Sie sind nur Erinnerungen. Schutzmechanismen.
Keine Wahrheit.

Und wir?
Wir sind jetzt die Gärtner.
Wir dürfen neue Samen wählen.


💡 Der Philosoph in mir

Zurück zum Zitat von Sokrates:
Ich habe „geheiratet“. Ich habe geliebt. Ich habe gelitten.
Und ich wurde Philosophin.

„Wenn ich allein bin, habe ich versagt.“
Das war die alte Annahme in mir.

Doch die tiefere Wahrheit?

Ich habe nicht versagt.
Ich habe mich befreit.

Ich war so sehr mit dem Schmerz identifiziert, dass ich die Stille darunter nicht fühlen konnte.
Heute kann ich sie fühlen.
Und ich schreibe nicht, weil ich alles verstanden habe –
sondern weil ich durch das Feuer gegangen bin und das Licht in mir gefunden habe.

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