Diese Frage stelle ich mir oft. Und wenn die Antwort ja ist – und ich glaube, dass sie es ist – dann wird es entscheidend, herauszufinden, was unserem inneren Frieden wirklich im Weg steht. Wenn sich bestimmte Muster im Leben wiederholen – sei es in Beziehungen, im Beruf, mit Geld oder Erfolg – dann sollten wir innehalten und uns fragen: Was will mir das über mich selbst zeigen?
Denn alles, was wir erleben, beginnt mit der Art, wie wir wahrnehmen. Unsere Welt ist nicht nur durch Tatsachen geprägt, sondern vor allem durch die Brille, durch die wir diese Tatsachen betrachten – was wir darüber denken, wie wir uns dabei fühlen, und welche inneren Gespräche wir lebendig halten. Wie in einem Theaterstück spielen wir jeden Tag unsere Rolle. Aber wer hat das Skript geschrieben? Wer führt Regie? Und sind wir uns bewusst, welche Rolle wir gewählt haben?
Neulich war ich mit einer Kollegin in einer Arbeitsgruppe – eine fleißige, kreative Frau, die ihre Arbeit ernst nimmt. Sie bewegte sich schnell, effizient, wischte die Tische ab, bevor ich überhaupt helfen konnte. Obwohl ich fragte, wie ich unterstützen könne, blieb kaum Raum, mich einzubringen.
Auf den ersten Blick mag das unbedeutend erscheinen. Aber es löste etwas Tiefes in mir aus – alte Gefühle, überflüssig, nutzlos, unsichtbar zu sein. Ich erkannte das Muster sofort. Sie erinnerte mich an die strengen Lehrer meiner Kindheit – jene, die mir das Gefühl gaben, nicht gut genug zu sein, deren Kritik mich in Unsicherheit zurückließ.
Und in diesem Moment, ohne es zu merken, rutschte ich wieder in die Rolle des kleinen Mädchens. Ich ließ die Vergangenheit in der Gegenwart weiterspielen.
Ja, Menschen haben ihre Eigenarten und ihr Verhalten. Aber die Macht, die wir diesem Verhalten geben – das liegt bei uns. In dem Moment, in dem ich ihre Meinung über meinen eigenen Selbstwert stellte, gab ich ihr meinen inneren Frieden. Das ist das Podest, das wir anderen so oft bauen – ohne zu merken, dass wir dabei selbst hinabsteigen.
Später in der Woche brachte ein weiteres kleines Erlebnis große Klarheit. Ich überquerte gerade die Straße, als ein Mann beschleunigte und direkt vor meinen Füßen bremste. Instinktiv hob ich die Hand – ein kleines Zeichen des Ärgers. Er hupte laut zurück. Es erschreckte mich, und dann machte es mich wütend. Ich ging verärgert weiter.
Aber je öfter ich die Szene im Kopf wiederholte, desto mehr fragte ich mich: Warum halte ich das noch fest? Er war längst weitergefahren. Und doch trug ich ihn immer noch mit mir herum – in meiner Brust, in meinem Kopf, in meiner Stimmung. Ich hatte das Gift geschluckt, in der Hoffnung, dass er daran leidet.
Sadhguru sagte einmal: „Wut festzuhalten ist wie Gift zu trinken und zu hoffen, dass der andere daran stirbt.“ Dieses Zitat ist mir geblieben.
Also traf ich eine bewusste Entscheidung: Ich nahm weder diesen Mann noch die Kollegin mit in mein Wohnzimmer am Abend. Ich ließ sie an der Tür stehen – als Akt der Selbstliebe.
Dort beginnen Grenzen – nicht mit Schuldzuweisungen, sondern mit Bewusstsein.
Wenn wir unsere Gedanken nicht hinterfragen, werden wir zu Gefangenen unserer eigenen Wahrnehmung. Deshalb liebe ich Byron Katies vier Fragen:
-
Ist es wahr?
-
Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass es wahr ist?
-
Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken glaube?
-
Wer wäre ich ohne diesen Gedanken?
Diese Fragen sind wie Schlüssel zur Tür des inneren Friedens.
Es geht nicht darum, zu verleugnen, was passiert. Sondern darum, wie wir damit umgehen. Wie Neville Goddard lehrt: Die äußere Welt spiegelt unsere innere Welt. Wenn ich also denke: „Der Verkehr wird immer schlimmer, die Menschen werden aggressiver“, dann muss ich mich fragen – halte ich diese Geschichte vielleicht unbewusst in mir lebendig?
Alles, was wir erleben, wird durch unsere Bewusstheit gefiltert. Unsere kleine „Blase“ der Realität wird durch den Ort geformt, an dem wir in Gedanken und Gefühlen verweilen.
Und so führt der Weg zurück zum Frieden nicht über das Reparieren der Welt da draußen – sondern über die Frage an uns selbst: Was glaube ich noch? Und möchte ich das weiter glauben?
Denn die Kraft liegt immer in uns.