Belügst du dich selbst?

Ich habe in meinen Blogs oft über die gleichen Themen geschrieben. Der Grund ist einfach: Ich musste mich selbst immer wieder damit auseinandersetzen. An einem Punkt musste ich aufhören, mich selbst zu belügen, und klar sehen – mich fragen, warum ich dieselben Muster immer wiederholte.

Das erkenne ich sehr deutlich an jemandem, den ich früher gut kannte. Sie rief mich regelmäßig an, und schon wenn ich ihren Namen auf dem Display sah, war ich zögerlich. Das Gespräch begann immer mit einem regelrechten Verhör über mich – wie es mir ging, was ich machte. Aber ich rief sie nie an und erzählte kaum etwas persönliches. Warum? Weil sie es sofort als Brennstoff nutzte, als wären wir Leidensgefährtinnen.

Dann begann die Schleife: Geldprobleme, ihr narzisstischer Ex-Mann, Streit mit ihrem Sohn, wie unfair das Leben bei der Arbeit war, wie Menschen sie mobben, wie ihr Körper versagte. Immer derselbe Zyklus, Jahr für Jahr. Sie schickte mir sogar Fotos von Männern, bei denen sie hoffte, dass „diesmal“ der Richtige dabei wäre – doch am Ende gab es immer ein Problem.

Wann immer ich einen Rat anbot, antwortete sie: „Ja, ich weiß.“ Aber wenn sie es wirklich wüsste – warum änderte sich dann nichts? Stattdessen kehrte sie zu alten Geschichten zurück, manchmal sogar über mich, von vor zehn Jahren, als wollte sie beweisen, dass ich genauso sei wie sie.

Mir wurde klar: Sie suchte keine Lösungen. Sie wollte nur jemanden, der ihre Geschichten aufnimmt. Ich verurteile sie nicht – ich war selbst dort. Ich habe früher Freunde ausgelaugt, indem ich meine eigenen Geschichten wieder und wieder erzählte, bis sie sich von mir zurückzogen. Aber ich weiß auch: Solange wir uns selbst belügen, ändert sich nichts.

Hier sind die häufigsten Lügen, die ich sehe – in ihr, in meinem früheren Ich und in vielen von uns:

Lüge Nr. 1: „Wenn ich meine Geschichte nur oft genug erzähle, geht es mir besser.“
Wahrheit: Das Wiederholen einer schmerzhaften Geschichte hält den Schmerz nur am Leben.
Shift: Von endlosem Erzählen hin zu der Frage: „Was ist mein nächster Schritt?“
Aktion: Begrenze „Problemgespräche“ auf 5 Minuten – danach nur noch Lösungen.

Lüge Nr. 2: „Die anderen sind immer das Problem – mein Ex, mein Kind, mein Team, mein Körper.“
Wahrheit: Der gemeinsame Nenner in all deinen Erfahrungen bist du – und genau dort liegt deine Kraft.
Shift: Von „Warum tun sie mir das an?“ hin zu „Was glaube ich über mich selbst, das dieses Muster am Leben hält?“
Aktion: Nutze Byron Katies erste Frage: „Ist das wahr?“ bei jeder Annahme über andere.

Lüge Nr. 3: „Ich weiß das alles schon.“
Wahrheit: Wissen ist bedeutungslos ohne Handeln. Wenn sich dein Leben nicht verändert, hast du noch nichts angewandt.
Shift: Von „Ich weiß“ zu „Ich bin bereit, zu lernen und anzuwenden.“
Aktion: Jedes Mal, wenn du „Ich weiß“ sagst, halte inne und frage: „Warum bin ich dann immer noch in dieser Situation?“

Lüge Nr. 4: „Über die Probleme anderer zu reden ist harmlos.“
Wahrheit: Klatsch und Geschichten sind eine Vermeidungsstrategie – sie lenken dich von deiner eigenen Arbeit ab.
Shift: Fokussiere dich wieder auf dich selbst.
Aktion: Wenn du über andere reden willst, frage dich: „Was vermeide ich gerade in meinem eigenen Leben?“

Lüge Nr. 5: „Es ist normal, dass man bestimmte Dinge erst versteht, wenn man älter wird.“
Wahrheit: Wachstum geschieht nicht automatisch mit dem Alter – es ist eine Entscheidung.
Shift: Von Warten auf Weisheit hin zu aktivem Gestalten im Jetzt.
Aktion: Wähle ein wiederkehrendes Problem und entscheide dich für eine konkrete Handlung, um es diese Woche zu verändern.

Es geht nicht darum, uns selbst die Schuld zu geben. Es geht darum, radikal ehrlich zu sein. In dem Moment, in dem wir aufhören, uns selbst zu belügen, hören wir auf, Opfer der Umstände zu sein. Wir steigen aus den Wiederholungsschleifen aus – und hinein in die Veränderung.

Hör auf, dich selbst zu belügen

Hast du dich schon einmal gefragt, ob die Welt unfair ist?
Dass Menschen dich schlecht behandeln, die Rechnungen sich stapeln, Freunde sich zurückziehen – und sogar der Partner, von dem du dir Trost erhofft hast, plötzlich auf Distanz geht?

Manchmal scheint einfach alles schiefzulaufen.
Und in dieser Schwere scheint die „Lösung“ oft darin zu bestehen, immer wieder darüber zu reden.
Einen Freund anzurufen.
Die gleiche Geschichte immer und immer wieder zu erzählen – in der Hoffnung, dass jemand lange genug zuhört, damit du dich erleichtert fühlst.

Ich kenne diesen Ort…
Ich war selbst dort.

Vor Jahren habe ich Freunde regelrecht ausgelaugt, indem ich immer wieder von denselben Problemen erzählt habe, bis sie sich leise zurückzogen.
Ich habe nicht einmal bemerkt, dass ich in meinen eigenen Geschichten ertrank.

Heute habe ich eine Freundin, die genau dasselbe tut.
Sie ist ein lieber Mensch, und ich kümmere mich um ihr Wohlbefinden.
Aber wenn ich sanft darauf hinweise, dass sie vielleicht selbst die Ursache für die Muster ist, die sie immer wieder erlebt, blockt sie ab.

Die Geschichten sind immer dieselben.
Die „Bösewichte“ sind immer dieselben.
Und das Leid verändert sich nie.

Und wenn ich mögliche Lösungen anbiete – nicht aus Theorie, sondern aus harter, gelebter Erfahrung – sagt sie: „Ich weiß, ich weiß.“

Aber hier ist der Punkt:
Wenn das, was du „weißt“, dir nicht das Leben bringt, das du dir wünschst, dann weißt du es vielleicht gar nicht wirklich.

Früher habe ich endlos zugehört, doch ich habe etwas verstanden:
Wenn der Mensch, der spricht, nicht ehrlich zu sich selbst ist und nicht wirklich bereit für eine Lösung, ist es vergeudete Zeit.
Das ist kein Problemlösen – das ist nur Abladen.

Und hier ist, was ich gelernt habe:
Wahre Veränderung beginnt mit Aufrichtigkeit.
Mit Ehrlichkeit.
Mit der Bereitschaft, sich selbst anzusehen und zu sagen:
„Ja, dieses Muster gehört zu mir – und ich bin bereit, etwas daran zu ändern.“


Erster Schritt: Hör auf zu sagen „Ich weiß“

Wenn du sagst „Ich weiß“, aber sich nichts ändert, hast du die Tür zu neuer Einsicht zugeschlagen.
Wahre Veränderung beginnt, wenn du sagen kannst:
„Ich bin bereit zu sehen. Ich bin bereit zuzuhören.“


Die Werkzeuge: 4 Fragen + neue Annahmen

Zwei kraftvolle Methoden, um die Wahrheit zu erkennen:

1. Die vier Fragen von Byron Katie:

  • Ist das wahr?

  • Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass es wahr ist?

  • Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken glaube?

  • Wer wäre ich ohne diesen Gedanken?

Diese Fragen holen dich aus dem Autopilot-Modus und bringen dich zurück ins Bewusstsein – dorthin, wo Veränderung möglich ist.

2. Neville Goddards Gesetz der Annahme:
Wir manifestieren nicht das, was wir wollen – wir manifestieren das, was wir für wahr halten.
Was nimmst du über deinen Wert an? Über deine Zukunft? Über deine Fähigkeit, dich zu verändern?


Werde der Arzt deines eigenen Lebens

Wenn du Schmerzen hast, gehst du zum Arzt.
Er behandelt nicht nur das Symptom – er sucht nach der Ursache.

Dasselbe kannst du mit deinen Gedanken und Mustern tun.

Beobachte: Wiederholen sich bestimmte Situationen immer wieder in deinem Leben?
Anstatt dir zu sagen: „So ist das eben,“ sei neugierig:
Welche Annahme hält das fest?
Und was würde passieren, wenn du etwas Besseres annimmst?


Deine Verantwortung dir selbst gegenüber

Es geht nicht darum, sich selbst die Schuld zu geben – sondern sich selbst zu befreien.

Wenn du die volle Verantwortung für das übernimmst, was du glaubst,
hörst du auf, darauf zu warten, dass sich andere ändern,
und beginnst, die eine Sache zu verändern, die du wirklich ändern kannst:

Dich selbst.

Von dort an beginnt das Leben, dir etwas völlig anderes zurückzuspiegeln.

💔✨ Ehe, Muster & Philosophie – Wie Schmerz mich zu mir selbst zurückführte

„Heirate unbedingt. Bekommst du eine gute Frau, wirst du glücklich. Bekommst du eine schlechte, wirst du Philosoph.“

– Sokrates

Dieses Zitat bringt mich immer zum Schmunzeln. Es trägt einen tiefen, versteckten Kern in sich: Ganz gleich, wie es ausgeht – Beziehungen, besonders die schwierigen, können zu einem Spiegel, einem Weg, ja sogar zu einem inneren Erwachen werden.

Oft leben wir durch den Schleier vergangener Erfahrungen, geformt durch alte Verletzungen oder Schutzmechanismen, die uns davor bewahren sollen, erneut verletzt zu werden. Als Kind habe ich gelernt, dass Liebe etwas ist, das man sich verdienen muss.
So wurde ich eine Frau, die glaubte, Liebe nur durch Leistung und Angepasstheit wert zu sein.

Grenzen? Ich kannte sie nicht.

Stattdessen wuchs in mir ein Hunger nach Bestätigung – ein ständiges Sehnen nach Anerkennung von außen. Und wie jeder Hunger führte er dazu, dass ich mich mit weniger zufriedengab, mehr gab, als ich hatte, und still hoffte, dass jemand endlich füllt, was in mir leer war.

Anfangs fühlt sich alles leicht und richtig an. Wir verlieben uns, glauben an das große Glück, schweben auf Wolke Sieben.
Dieses Mal ist es echt, sagen wir.
Doch oft kehrt der alte Hunger zurück – und mit ihm die Unzufriedenheit. Wir sehnen uns nach einer neuen Person, einer anderen Zukunft.

Und das ist nicht falsch.
Aber wir müssen erkennen:

Alles im Außen kann sich ändern. Aber wir nehmen uns selbst immer mit.

So, als würden wir von einem Raum in den nächsten gehen – die Gedanken, Ängste, Sehnsüchte kommen mit. Kein Mensch, kein Ort, kein Besitz kann uns dauerhaft das geben, was wir uns selbst verweigern.


🔄 Muster, Projektion & die Suche nach „dem Einen“

Lange glaubte ich, Beziehungen seien die Lösung für alles.
Liebe würde mich heilen.
Der „Richtige“ würde mich endlich ganz machen.

Heute weiß ich:
Der Humor, die Leichtigkeit, die Freude, die ich anderen zuschrieb – sie kamen von mir.

Ich begann, mich zu fragen:

  • Was verbinde ich mit romantischer Liebe?

  • Erwarte ich Rettung?

  • Suche ich Bestätigung für die Annahme, dass ich nicht liebenswert bin?

Je mehr ich Bestätigung von außen suchte, desto frustrierter wurde ich – weil sie ausblieb.

Und ist es nicht erstaunlich, wie sehr unser Körper auf unsere Gedanken reagiert?
So viele Menschen kritisieren sich selbst – ihr Aussehen, ihr Alter, ihre Form. Und ihr Körper beginnt, sich entsprechend zu verhalten: mit Anspannung, Rückzug, Krankheit.
Selbstvertrauen hingegen strahlt – egal wie jemand aussieht. Wir sehen es. Wir spüren es. Wir wollen in seiner Nähe sein.


🪞Eine Geschichte aus meinem Leben

Einer meiner größten Ängste war:
Was, wenn er meine Fehler sieht?

Ich lebte viele Jahre mit einem Partner zusammen.
Ich bin dankbar für vieles, was er mir gab.
Aber heute sehe ich, wie sehr ich meine innere Leere auf ihn projizierte.

Ich wollte, dass er meine Stärke ist.
Dass er mir gibt, was ich mir selbst nicht geben konnte:
Selbstvertrauen, Klarheit, Entscheidungsfreude, Grenzen setzen, Würde.

Ich akzeptierte zu wenig – nur um jemanden zu halten, von dem ich glaubte, er würde mich retten.

Doch die Wahrheit war:
Wir passten nicht wirklich zusammen.
Wir stritten viel. Wir erschöpften einander.
Und ich blieb.

Ich blieb stark – aber wofür?

Um eine Beziehung aufrechtzuerhalten, die längst ihre Lebendigkeit verloren hatte?
Aus Angst vor dem Alleinsein?

Ich wurde wütend, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich glaubte, wenn das wegbricht, breche ich auch.

Als er schließlich ging, war ich erleichtert – und verletzt.
Es dauerte. Er kam immer wieder.
Und ich beobachtete mich selbst:
Wie meine Stimmung, mein Selbstwert, mein innerer Zustand – alles hing davon ab, was er tat oder ließ.

In dem Moment wurde mir klar:

Kein Außen darf Quelle meines Glücks oder meines Schmerzes sein.


🌱 Umprogrammierung von innen

Wie ich schon früher schrieb: Unsere Muster reichen tiefer, als wir oft glauben.
Das meiste, was wir tun, geschieht nicht aus freier Wahl – sondern aus Gewohnheit.
Kondition. Prägung.

Aber Gewohnheiten lassen sich verändern.
Das Unterbewusstsein ist wie ein Garten.
Es nimmt auf, was wir säen. Es urteilt nicht. Es unterscheidet nicht. Es wächst.

Deshalb ist Achtsamkeit so entscheidend.
Wir dürfen uns liebevoll beobachten – besonders in Momenten, in denen wir in alte Geschichten zurückfallen.
Sie sind nur Erinnerungen. Schutzmechanismen.
Keine Wahrheit.

Und wir?
Wir sind jetzt die Gärtner.
Wir dürfen neue Samen wählen.


💡 Der Philosoph in mir

Zurück zum Zitat von Sokrates:
Ich habe „geheiratet“. Ich habe geliebt. Ich habe gelitten.
Und ich wurde Philosophin.

„Wenn ich allein bin, habe ich versagt.“
Das war die alte Annahme in mir.

Doch die tiefere Wahrheit?

Ich habe nicht versagt.
Ich habe mich befreit.

Ich war so sehr mit dem Schmerz identifiziert, dass ich die Stille darunter nicht fühlen konnte.
Heute kann ich sie fühlen.
Und ich schreibe nicht, weil ich alles verstanden habe –
sondern weil ich durch das Feuer gegangen bin und das Licht in mir gefunden habe.

🌿 Die Leinwand hinter dem Sturm

„Gelassenheit bedeutet nicht, dem Sturm zu entkommen, sondern Frieden inmitten des Sturms zu finden.“

Jeden Tag meditiere ich.
Manchmal bis zu zwei Stunden.
Menschen fragen mich oft, warum ich das mache.
Immerhin ist es doch „nur dasitzen und nichts tun“.

Aber genau darum geht es.

In der Stille kehre ich zu mir zurück.
Ich werde mir derjenigen bewusst, die wahrnimmt.
Gedanken und Ängste tauchen auf – laut, ungeduldig, wie Kinder mit zu viel Energie. Aber wenn ich ihnen keine Aufmerksamkeit schenke, beruhigen sie sich.
Irgendwann beginnen sie wieder, ruhig zu spielen.

Ich erinnere mich an einen Wintertag, als ich gerade erst begonnen hatte, mich mit mir selbst zu beschäftigen – mit Achtsamkeit, Meditation und innerer Beobachtung. Ich ging durch einen verschneiten Wald. Alles war weiß und still.
Nur meine Schritte knirschten im Schnee, und Vögel sangen in den Bäumen.
Die Luft war kalt, mein Atem zeigte kleine Nebelwolken.

Aber was mir am meisten auffiel, war nicht die Schönheit um mich herum –
es war die Stille in meinem Kopf.

Keine endlosen Monologe. Kein Lärm. Kein innerer Widerstand.
Nur Weite.

So ein Zustand hätte mir früher unmöglich erschienen.

Damals war mein innerer Dialog fast durchgehend negativ.
Die Meditation half mir zu erkennen, wie sehr ich mit meinen Gedanken identifiziert war – ohne zu merken, dass ich sie auch einfach nur beobachten kann, ohne sie zu glauben.

Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist.
Wir sehen sie, wie wir sind.


🖼 Die Leinwand des Bewusstseins

So vieles von dem, was wir für „Realität“ halten, sind eigentlich alte Annahmen – unbewusst gepflanzt in unserem Unterbewusstsein.

Wenn ich meditiere, kehre ich zurück zur Beobachterin.
Nicht zur Wahrnehmung selbst, sondern zu der, die wahrnimmt.

Es ist, als säßen wir in einem Kino.
Wir sind so in den Film vertieft, dass wir vergessen, dass es nur ein Film ist.
Die Leinwand scheint nicht mehr da zu sein – aber sie war nie weg.
Sie trägt alles.

Bewusstsein ist diese Leinwand – immer da, still, unberührt.

Gedanken, Gefühle, Erfahrungen – das ist der Film.
Er bewegt sich ständig, verändert sich ständig.
Aber wir, die wir das alles wahrnehmen, bleiben gleich.

Wenn Stress oder Angst aufkommen, können wir dorthin zurückkehren –
zur Quelle.
Zum Ursprung.


💭 Innere Stimmen neu ausrichten

Mein Leben hat sich verändert, seit ich begonnen habe, meinen inneren Dialog zu beobachten.
Früher dachte ich ständig: „Was, wenn etwas schiefläuft?“
Heute frage ich lieber: „Was, wenn alles gut wird?“

Anstatt meinen Körper zu kritisieren oder mich zu beklagen, wenn er nicht „funktioniert“, schenke ich ihm heute Dankbarkeit.
Nicht aus Verleugnung, sondern aus Liebe.
Aus Vertrauen.

Denn worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten –
das wächst.
Wohin unser Fokus geht, dorthin folgt unser Leben.


🪙 Der Moment mit dem Sparschwein

Heute Abend blickte ich auf mein Sparschwein –
und spürte Frust.
Es war nicht so voll, wie ich es mir erhofft hatte.

Keine Katastrophe. Aber doch spürte ich das Ziehen im Bauch.
Ein vertrautes Gefühl.

Und dann tauchte ein alter Gedanke auf:
„Immer wenn ich Geld habe, verliere ich es wieder.“

Da war sie –
eine Annahme.
Ungesehen, ungeprüft – aber kraftvoll genug, um mein Erleben zu prägen.

Ich saß mit ihr.
Ich versuchte nicht, sie sofort zu „lösen“.
Ich ließ sie da sein.
Und langsam erinnerte ich mich:

Nicht das Gefühl ist das Problem.
Sondern die Identifikation mit ihm.


🌅 Der Schluss: Die Kraft, nach Hause zu kommen

Solche Momente – in denen Schmerz oder Zweifel auftauchen –
sind keine Rückschritte.
Sie sind Einladungen.

Langsamer zu werden.
Zurückzukehren zur Quelle.
Uns zu erinnern:

Ich bin nicht die Geschichte.
Ich bin die, die sie sieht.

Und in diesem Sehen liegt meine Kraft.

Denn die Leinwand war nie weg.
Das Bewusstsein war nie fort.
Selbst mitten im Mangel, mitten in der Angst –

Ich bin die, die wahrnimmt.

Und das ist
Frieden im Sturm.

„Was ich sehe, bin ich nicht –
Ich bin die, die sieht.“

🌥 Der Himmel hinter den Wolken: Zurück zum bewussten Selbst

Wachstum bedeutet, ehrlich zu sich selbst zu sein. Genau dadurch kommen wir wieder in Kontakt mit unserem wahren Wesen.
Aber was heißt es eigentlich, zu sich selbst zurückzukehren?

Manche Erfahrungen fühlen sich überwältigend an – beängstigend, so real. Doch oft reagieren wir nicht nur auf das Jetzt, sondern auf alte Gefühle aus der Vergangenheit oder auf Sorgen über die Zukunft.
Wir vergessen, wer wir sind, und halten das, was wir erleben, für die einzige Realität. In Wahrheit sind wir nur die Beobachter – aber wir vergessen, dass wir es sind, die beobachten.

Wir geben unseren Gedanken und Gefühlen so viel Raum, dass sie wie riesige Monster erscheinen. Doch wie in einem Traum lösen sich selbst die schlimmsten Bilder auf, wenn wir aufwachen.
Der Traum war nicht real – wir waren lediglich derjenige, der ihn erlebt hat. Und genau so ist es auch im Wachzustand.

Ganz gleich, wo wir sind oder in welchem emotionalen Zustand wir uns befinden:
Wir sind immer derjenige, der erlebt.
Darin liegt die eigentliche Realität.
Denn es geht nicht darum, was passiert – sondern darum, mit wem oder was wir uns gerade identifizieren.
Was ist die Brille, durch die wir schauen?

Vielleicht ist das Leben eine Illusion – nicht, weil es nicht echt wäre, sondern weil wir vergessen haben, dass alles, was wir erleben, auf erlernten Sichtweisen beruht. Kein Mensch sieht die Welt wie ein anderer.
Deshalb ist es so entscheidend, dass wir wieder zu dem zurückkehren, der bewusst ist – um uns zu lösen von der Vorstellung, dass Glück im Außen liegt.

Früher glaubte ich, Glück müsse irgendwo da draußen sein – in der Liebe, im Erfolg, in der Sicherheit.
Aber genau dieser Glaube schuf nur mehr Leid.
Wahres Glück kommt nicht von außen.
Es entsteht in uns – aus der Erinnerung daran, wer wir wirklich sind, jenseits unserer Gedanken und Annahmen.

Alles, was wir verzweifelt suchen, signalisiert unserem Inneren: Ich habe es nicht. Und in dem Moment geben wir unsere Macht an das Außen ab.

Glück ist ein Zustand – manchmal von Wolken verdeckt. Aber der Himmel bleibt immer da. Er geht nie weg. Selbst wenn wir ihn vergessen.


🌧 Heute Morgen habe ich vergessen

Ich wachte mit Angst auf. Der Blick auf meine Finanzen löste Panik aus. Alte Erinnerungen tauchten auf – Geschichten vom Mangel.
Ich weinte. Es fühlte sich schwer an.

Und dann kam die Scham:
„Wie kann ich über Bewusstsein schreiben, wenn ich es selbst gerade vergesse?“

Ich fühlte mich schwach, wertlos, wie eine Betrügerin.

Aber ich fing mich.

Ich habe jahrelang geübt, zurückzukehren – zurück ins Bewusstsein. Ich habe gelernt, meine Gedanken zu beobachten. Und heute hat mich genau das gerettet.

Ich fragte mich:
Worauf bin ich gerade wirklich aufmerksam? Und wer ist es, der diese Aufmerksamkeit lenkt?

Ich erkannte: Ich gab meinen Gedanken mehr Macht als mir selbst – der, die sie wahrnimmt.
Also traf ich eine Entscheidung.
Die Angst durfte da sein, aber sie durfte nicht führen.


🌱 Ich habe beschlossen, mich selbst zu führen

Anstatt den Mangel zu sehen, sah ich eine Einladung.
Ein Weckruf, mich zu fokussieren. Eine Erinnerung daran, worauf es wirklich ankommt.

Ich erinnerte mich: Ich bin nicht meine Ängste. Ich bin nicht meine Umstände.
Ich bin die, die sieht.

Also begann ich zu schreiben.
Und während ich schrieb, kam ich zurück zu mir.
Ich verwandelte meine Angst in etwas Nützliches – in einen Text, der vielleicht jemanden erreicht, der sich heute auch verloren fühlt.

Denn es geht nicht darum, perfekt zu sein.
Es geht darum, heimzukehren.
Immer wieder – zurück ins Bewusstsein.

Garten des Bewusstseins

Neulich sah ich eine Dokumentation, erzählt von Natascha Kampusch – dem Mädchen, das im Alter von zehn Jahren entführt und über acht Jahre lang in einem Keller gefangen gehalten wurde.
Was sie sagte, hat mich tief bewegt:

„Was ich über Menschen gelernt habe, ist Folgendes: Niemand ist unfehlbar, und jeder kann in eine Situation geraten, in der er die Kontrolle über sein Leben verliert. Das gilt für den Entführer, und es gilt für mich. Ab dem Moment meiner Entführung hatte ich noch Kontrolle über meine Gedanken. Aber ich konnte nichts an der Außenwelt ändern.“

Dieser Satz traf mich mitten ins Herz. Selbst in einem Keller verstand sie eine der größten Wahrheiten des Lebens: Niemand kann dir deine Macht über deine Gedanken nehmen.

Alle Menschen, die ich kenne und die schwere Zeiten überlebt haben, sagen dasselbe: Die wahre Kraft liegt im Inneren.
Das Bewusstsein – deine Fähigkeit, Gedanken bewusst zu wählen, ist unantastbar.

Das Leben kann überwältigend sein. Wir können uns Situationen, Menschen oder Emotionen ausgeliefert fühlen.
Aber in dem Moment, in dem wir glauben, wir seien Opfer äußerer Umstände, geben wir unsere Schöpferkraft ab.

Was wir bewusst wahrnehmen, wird zu unserer Realität.

Das ist keine Theorie – das ist beobachtbar.
Hast du je bemerkt, wie oft jemand plötzlich auftaucht, nachdem du an ihn gedacht hast? Oder wie du überall ein bestimmtes Auto siehst, sobald du überlegst, es zu kaufen?
Als ich mit meinem Sohn schwanger war, habe ich nur noch schwangere Frauen gesehen.
Das ist kein Zufall, das ist selektive Wahrnehmung. Und Wahrnehmung erschafft Erfahrung.

Wenn ich mich auf Mangel konzentriere, erfahre ich Mangel.
Wenn ich Liebe mit Schmerz gleichsetze, wird Schmerz kommen, verkleidet als Liebe.

Wir denken oft: „Wenn ich erstmal den Job wechsle… wenn ich umziehe… wenn ich den Richtigen finde… dann bin ich glücklich.“
Aber wenn wir unsere inneren Annahmen nicht verändert haben, begegnen wir derselben Geschichte, nur in einem neuen Kostüm.
Das Drehbuch liegt im Unterbewusstsein, und es läuft weiter, bis wir es umschreiben.

Ich dachte, eine neue Beziehung würde meinen Schmerz heilen.
Dass er der Eine sein würde. Der Seelenverwandte. Der Retter meines Herzens.
Aber ich war noch dieselbe Version meiner selbst, die, die um Liebe bettelt, darauf wartet, gewählt zu werden, gefangen in alten Identitäten.

Und so wiederholte sich das Chaos. Nicht weil ich dazu bestimmt war, sondern weil ich im Autopilot lebte.
Es war einfacher zu sagen: „Er ist das Problem“, als zu erkennen, dass ich noch immer die Rolle spielte, die ich nie bewusst gewählt hatte.

Ich fühlte mich gefangen in diesen Beziehungen. Dann „befreite“ ich mich, fühlte mich wieder stark, nur um wieder in dasselbe Muster zu geraten.
Es wurde ein Kreislauf: Freiheit, Zusammenbruch, Schmerz. Wiederholung.

Ich musste aufhören, mich mit der Erfahrung zu identifizieren.
Ich musste aufhören zu glauben, ich sei nur die Frau, der Dinge geschehen.
Ich musste mich erinnern:

Ich bin nicht die Erfahrung – ich bin diejenige, die sie erlebt.

Und dieses Ich ist reines Bewusstsein. Wahrnehmung. Ursprung. Derjenige, der sät.

Mein Unterbewusstsein ist der Gartenboden. Mein Bewusstsein der Same.
Was ich gieße, wächst. Was ich annehme, wird real.

Also fragte ich mich:
Was will ich in meinem Garten wachsen sehen?
Welche Gedanken will ich nähren?

Denn wie man so schön sagt:
„Du verbringst den Großteil deines Lebens in deinem Kopf. Achte darauf, dass es ein schöner Ort ist.“

Und nein – das heißt nicht, dass wir nichts verändern sollen. Natürlich dürfen wir Jobs wechseln, Beziehungen beenden, umziehen.
Aber wir sollten handeln aus Fülle, nicht aus Mangel.
Wir verändern unser Leben, indem wir zuerst den Verstand verändern, aus dem wir es leben.

Ich habe das auf die harte Tour gelernt, aber ich bin dankbar.
Denn heute warte ich nicht mehr auf den Frieden.

Ich nehme ihn an.
Und sehe, wie die Welt ihn mir zurück spiegelt.

Jeden Tag wurde ich ein kleines Stück mutiger.

Es war, als würde ich in eine Welt eintreten, die ich bisher nur durch ein Fenster gesehen hatte – und plötzlich stand ich mittendrin. Ein neues Universum öffnete sich, voller Möglichkeiten und Freuden, die mir zuvor verschlossen geblieben waren. Es fühlte sich an, als würde ich einen Süßwarenladen betreten.

Ich war nicht mehr vollständig von meinem Ex-Mann abhängig. Als ich begann, mehr Zeit mit Frauen außerhalb der Bewegung zu verbringen, öffnete sich mir eine neue Welt. Sie zeigten mir, dass das Leben mehr sein könnte als nur Hausfrau zu sein, gefesselt an Haushalt und tägliche Pflichten.

Ich hatte nichts dagegen, mich um meinen Sohn zu kümmern, ich liebte es, Mutter zu sein, aber ich hatte nie die Chance bekommen herauszufinden, wer ich wirklich bin oder was in mir steckt. Es war der Anfang eines neuen Kapitels, in dem ich mir zum ersten Mal die Frage stellte:
Was will ich eigentlich vom Leben?

Damals verwechselte ich Freiheit mit Rebellion. Ich dachte, der einzige Weg in die Freiheit sei, alles abzuschütteln, was ich bis dahin kannte. Und vielleicht war das in dem Moment notwendig. Ich musste Kraft sammeln und den Sprung wagen. Aber dabei fiel ich oft in die Opferrolle – getrieben von Wut auf das, was mir angetan worden war, statt mich darauf zu konzentrieren, was ich aus meinem Leben machen konnte.

Ja, ich habe mir mit der Machete einen Weg aus dem Dschungel geschlagen – aber ich hatte keine Landkarte. Ich wusste nicht, wohin ich ging. Und so wiederholten sich die Muster immer wieder. Ohne klare Ausrichtung lief ich direkt in den nächsten Dschungel der Verwirrung und alten Wunden – nur in anderer Form, mit anderen Menschen, in anderen Situationen.

Auch wenn ich meinen Ex-Mann immer geliebt hatte, hatte ich ihn nie wirklich selbst gewählt. Er gehörte zu einer Vergangenheit, die ich hinter mir lassen wollte.

Ich wusste nicht, wie ich den Wandel „richtig“ einleiten sollte, aber ich wusste, dass ich ihn brauchte. Ich wollte die Scheidung. Es fühlte sich wie der richtige Schritt für mich an. Mein ganzes Leben lang hatten andere Menschen Entscheidungen über meinen Kopf hinweg getroffen. Doch diesmal war es meine Entscheidung. Ich hatte keine Ahnung, an wen ich mich wenden sollte oder was der nächste Schritt wäre, alles fühlte sich wie ein schmerzhafter Nebel an. Mein damaliger Mann war nicht einverstanden. Er sagte: „Wenn du die Scheidung willst, geh du. Ich bleibe mit unserem Sohn. “Aber auch mit diesem Gedanken konnte ich nicht leben.

Ich begann eine Affäre mit jemandem außerhalb unserer Welt – ein verzweifelter Versuch zu entkommen, neu anzufangen.
Aber es brachte nur noch mehr Chaos, denn in mir selbst war Chaos. Mein Sohn war mittendrin gefangen. Ich konnte ihm keine Sicherheit geben, weil ich selbst nicht wusste, wer ich war.
Er spürte all die Turbulenzen seiner Eltern – zwei verlorene Seelen, die versuchten, durch stürmische Gewässer zu schwimmen. Ich liebte ihn von ganzem Herzen, aber ohne die Verbindung zu mir selbst suchte ich Halt in einer Welt, in der ich nie wirklich gelebt hatte. Ich dachte, die Lösung läge in einer neuen Beziehung. Doch ich verstand noch nicht, dass wahrer Frieden nur von innen kommt – und dass die einzige wahre Beziehung die zu uns selbst ist. Albert Einstein sagte einmal:
„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

Ich glaubte, die Lösung liege im Außen – in einem neuen Menschen, einer neuen Liebe, einem neuen Leben. Aber die Affäre wurde destruktiv, also sprang ich in das nächste kleine Abenteuer. All das geschah, während ich in der Confiserie Fuß fasste. Ich schlief kaum noch, lief von einer Ablenkung zur nächsten, von einer Party zur anderen.

Ich rollte mich selbst in eine Schneekugel, und die Lawine war längst ins Rollen geraten. Sie nahm immer mehr mit – Menschen, Schmerz, Schuldgefühle.

Meine Scham war riesig. Aber mein Wille, mich von meinem alten Leben zu entfernen, war noch größer.

Es dauerte, bis ich verstand, dass ich nicht dafür verantwortlich bin, es allen um mich herum recht zu machen, dass ich Grenzen setzen darf, dass ich mich selbst nicht aufgeben muss, nur um Konflikte zu vermeiden. Genau das hatte ich viel zu oft getan.

Und die eigentliche Frage ist nicht nur, was passiert ist – sondern warum.

Warum habe ich diese Muster wiederholt?
Warum habe ich mich selbst sabotiert?
Warum konnte ich keinen Ausweg sehen?

Weil ich in meiner Geschichte gefangen war. Und diese Geschichte war zu meiner Identität geworden.

Aber eines habe ich gelernt:

Es gibt immer einen Ausweg. Immer.
Wir müssen nur aufwachen.
Den Traum erkennen, in dem wir gefangen sind –
und heraussteigen.

In meinem nächsten Blogpost möchte ich zurück in meine Kindheit gehen. Ich möchte erzählen, wo diese Muster entstanden sind. Denn erst dann ergibt der Rest einen Sinn:
die Angst, die Zweifel, die Schwierigkeit, für mich selbst einzustehen.

Wenn wir die Wurzeln verstehen, verstehen wir auch die Äste.
Und erst dann können wir beginnen, sie neu zu formen und zu wachsen

Mein erster Tag im Schokoladengeschäft

Als ich das Schokoladengeschäft am Flughafen betrat, roch alles süß – eine warme Mischung aus Zucker, gerösteten Nüssen und einem Hauch von Butter in der Luft. Eine leicht rundliche Frau Mitte vierzig mit lockigem, rotem Haar und einem fröhlichen Gesicht wartete mit einem breiten Lächeln auf mich. Sie begrüßte mich herzlich und führte mich direkt in die Umkleidekabine.

Dort überreichte sie mir eine Uniform – ein elegantes Kleid und ein Halstuch, das ich mir umbinden sollte. Ich war es gewohnt, im Tempel bestimmte Kleidung zu tragen. Für mich war es völlig normal, sich durch bestimmte Kleidung zugehörig zu fühlen – als Zeichen des Dienens und der Gemeinschaft. Doch nun befand ich mich in einer ganz anderen Welt.

Hinter dem Verkaufstresen zu stehen, umgeben von Pralinen, belegten Broten und glänzenden Keksen, ließ mich vollkommen verloren fühlen. Die Angst, Fehler zu machen, war riesig, und ich tat alles, um zu zeigen, wie bereitwillig ich war zu lernen. Ich dachte wirklich, es sei ein Wunder, dass sie mich nicht gleich wieder nach Hause schickten.

Es war anfangs eine echte Herausforderung für mich, an der Kasse zu arbeiten. Ich wusste nicht, wie man mit Geld umging – vor allem nicht mit den verschiedenen Währungen, die es damals noch gab. Ich konnte nicht richtig rechnen – nicht, weil ich dumm war, sondern weil ich es einfach nie richtig gelernt hatte. Die anderen Frauen sahen mich an, als käme ich von einem anderen Planeten.

Ich wurde eingeteilt, um Pralinen und Süßigkeiten abzuwiegen und in kleine Schachteln zu verpacken – und ich wusste nicht einmal, was „Tara“ bedeutete. Alles war so neu, so fremd, so überwältigend. Ich war ängstlich, unsicher und fühlte mich komplett fehl am Platz.

Aber ich wusste: Ich musste weitermachen.

Als ich meinen ersten Lohn bekam, fühlte es sich unwirklich an. Ich hatte in meinem Leben noch nie so viel Geld verdient – und ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, was ich damit anfangen sollte. Es war mir unangenehm. Ich fühlte mich schuldig, als wäre ich es nicht wert. Es war alles so ungewohnt.

Die anderen Frauen waren überrascht von mir. Ich fragte ständig um Hilfe. Ich war verletzlich, nervös und beschämt. Doch ich spürte, dass sie neugierig auf mich waren – und zu meiner Überraschung waren sie freundlich. Sie halfen mir. Schritt für Schritt wurde ich eine von ihnen.

Trotzdem bewegte ich mich vorsichtig. Ich hatte gelernt, dass ich mich unterordnen musste, um akzeptiert zu werden. Ich glaubte, ich müsse meine „Tauglichkeit“ beweisen, um Liebe zu verdienen. Diese Angst vor Ablehnung trug ich tief in mir. Ich musste perfekt sein, durfte keine Fehler machen. Ich war streng mit mir selbst.

Was für eine enge Welt, in der man nur dann Wert spürt, wenn andere einen bestätigen.

Und doch: Trotz all dem spürte ich etwas Neues – Würde. Ich hatte eine Entscheidung für mich selbst getroffen. Ich hatte den ersten Schritt ins Unbekannte gewagt. Ich war nicht länger nur Hausfrau, die im Leben eines anderen lebte. Ich begann, jemand Eigenes zu werden.

Auch privat veränderte sich vieles. Nicht alles lief gut. Aus Angst, andere zu verletzen, traf ich Entscheidungen, die ich später bereute. Ich wollte es allen recht machen – und am Ende verletzte ich mich selbst am meisten. Und leider auch meinen Sohn. Aber ich sehe das heute mit Mitgefühl für die Frau, die ich damals war. Ich kam aus dem Chaos. Ich tat mein Bestes mit dem, was ich gelernt hatte.

Dieser Job, dieser Moment, war der Beginn eines inneren Aufbruchs. Ich begann zu erkennen, dass das Bild, das ich von mir hatte, geprägt war von meiner Vergangenheit – nicht von meinem wahren Selbst.

Wie Neville Goddard sagte:
„Wie innen, so außen.“
Wir erleben die Welt durch das Bewusstsein, das wir über uns selbst haben – und dieses Bewusstsein färbt, wie wir Menschen, Situationen und das Leben wahrnehmen. Wenn wir Angst und Selbstzweifel in uns tragen, wird uns die Welt genau das widerspiegeln.

Ich hatte nie gelernt, in der Gesellschaft einen Platz einzunehmen. Ich glaubte, ich sei nicht wichtig. Ich dachte, ich müsse mich beweisen, um geliebt zu werden. Und so machte ich mich klein.

Doch dieser erste Schritt – der Job im Schokoladengeschäft, der Mut, „Ja“ zu sagen – war der Anfang von etwas Neuem. Es war der erste Schritt in ein größeres Leben.

Und so begann meine Reise – nicht nur in Richtung Unabhängigkeit, sondern auch zurück zu meinem wahren Selbst.

Der Moment, in dem ich den ersten Schritt wagte

Die Momente, in denen wir im Leben Risiken eingehen, können sich beängstigend anfühlen. Aber ich hatte Schlüsselmomente, in denen ich einfach wusste: Ich muss springen – egal, was danach kommt. Das Gefühl, dort zu bleiben, wo ich war, fühlte sich schwerer an, als ins Ungewisse zu gehen. Also ging ich weiter. Und plötzlich wurde mein Bild klarer – und gute Dinge begannen zu geschehen.

Es gab eine Zeit, in der ich mich in meiner Ehe gefangen fühlte. Heute bin ich gut mit meinem Ex-Mann befreundet und dankbar für alles, was wir miteinander geteilt haben – besonders für unseren wunderbaren Sohn. Aber es gibt Momente im Leben, in denen du einfach spürst, dass du weiterziehen willst, dass der Platz, an dem du dich befindest, zu eng geworden ist. Wir waren siebzehn Jahre verheiratet, eine lange Zeit. Und ich hatte nie wirklich die Möglichkeit gehabt herauszufinden, wer ich als Frau und als Persönlichkeit war. Ich war „nur“ Hausfrau und Mutter gewesen. Das war schön, aber ich dachte: Da muss noch mehr sein im Leben.

Mein Ex-Mann hatte immer versucht, das Geld irgendwie zusammenzukriegen – mal besser, mal schlechter. Irgendwann äußerte er den Wunsch, dass ich finanziell mithelfen sollte. Die Wahrheit war: Ich hatte keinerlei Erfahrung damit, in der Gesellschaft zu arbeiten oder eigenes Geld zu verdienen. Ich fühlte mich hilflos und überfordert. Ich konnte weder mit dem Fahrrad im Straßenverkehr fahren noch ein Auto lenken. Ich hatte nie etwas mit Verkehrsregeln zu tun gehabt. Mein Ex glaubte nicht daran, dass ich Autofahren lernen könnte – und vielleicht glaubte ich es damals auch nicht.

Aber als ich dreißig wurde, wusste ich plötzlich: Jetzt oder nie!

Ich hatte Angst, aber ich begann, Kleinanzeigen in der Zeitung zu lesen. Da war eine Anzeige – eine renommierte Confiserie in der Schweiz suchte jemanden für den Verkauf. Eine Firma mit VIP-Kundschaft und sehr wohlhabenden Kunden. Ich rief an. Der Mann am Telefon sagte: „Lass uns ein gutes Datum finden – es ist das Jahr 1999, der neunte Monat. Dann treffen wir uns um neun Uhr morgens.“

Ich stimmte zu. Je näher der Tag rückte, desto nervöser wurde ich. Ich zog einen langen Rock an, trug einen Zopf – und sagte mir: Sei still, sei brav. Mal sehen, ob er überhaupt jemanden wie mich will.

Er bat mich herein und lächelte freundlich. „Also“, fragte er, „wer sind Sie? Haben Sie schon einmal im Verkauf gearbeitet?“ Dann schaute er auf meinen Lebenslauf. „Sie haben ja gar keine Arbeitszeugnisse oder Referenzen.“

Mein Herz sackte ab. Jetzt ist alles aus, dachte ich. Jetzt sieht er, wer ich wirklich bin.

Aber ich blieb ehrlich. Ich erzählte ihm, dass ich im Tempel, seit meiner Jugend, für viele Menschen gekocht hatte und Mutter gewesen war. Er schaute mich an und sagte: „Ich mag Ihren Mut – deshalb möchte ich Ihnen eine Chance geben.“ Dann fügte er hinzu: „Ich setze Sie am Flughafen ein – dort ist kein Vorgesetzter direkt über Ihnen, und die anderen Frauen zeigen Ihnen, was zu tun ist.“

Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da eingelassen hatte. Aber es war der Anfang meiner Unabhängigkeit. Ich hatte den ersten Schritt gemacht.

Ich verließ das Vorstellungsgespräch – erleichtert und gleichzeitig voller Angst. Irgendetwas in mir hatte sich verändert. Ich hatte Ja gesagt zum Leben – nicht nur zu dem Job, sondern zum Unbekannten, zur Möglichkeit, dass etwas anderes möglich war. Ich wusste noch nicht, wie es weitergehen würde, oder ob ich es wirklich schaffen könnte. Aber ich hatte den ersten Schritt getan.

Dieser Moment – äußerlich klein und unscheinbar – war der Anfang meiner Selbstständigkeit.

Im nächsten Blogbeitrag erzähle ich dir von meinem ersten Arbeitstag, wie mich jede kleine Entscheidung ein Stück wachsen ließ, mir meine Stimme zurückgab – und wie ich mich schließlich auf den größten Schritt von allen vorbereitete: meine Ehe und das Leben in der Bewegung zu verlassen, um die Frau zu finden, die ich wirklich war.

Der innere Frieden liegt in uns

Der innere Frieden liegt in uns – das ist etwas, worüber ich oft spreche, etwas, das ich seit Langem predige. Ich bin diesen Weg schon viele Jahre gegangen, habe meine Gedanken untersucht und versucht zu verstehen, warum sich bestimmte Erfahrungen immer wiederholen.

Mein Wissen über mich selbst ist durch Erlebnisse und durch das tiefe Eintauchen in die Lehren von Neville Goddard gewachsen – Lehren, die letztlich nichts anderes sind als Lehren über uns selbst und darüber, mit wem oder was wir uns identifizieren.

Viele Jahre verbrachte ich in einer Institution, in der ich mich oft hilflos fühlte. Ich erzählte gerne von meiner Vergangenheit, wiederholte immer wieder dieselben Geschichten über das, was ich durchlebt hatte. Ich hatte mich so sehr damit identifiziert, dass ich dachte: Das bin ich.

Als ich schließlich diese Realität hinter mir ließ – die Realität, in der ich das Hare-Krishna-Mädchen war, das jung verheiratet wurde – verspürte ich zuerst viel Wut und Frustration. Ich wusste nicht mehr, mit welcher Realität ich mich identifizieren sollte.

Ich trat in die sogenannte „große Welt“ ein – in die Gesellschaft – mit einem offenen, unschuldigen Geist, voller Hoffnung auf ein neues, besseres Leben. Ich war endlich frei. Aber war ich wirklich frei?

Ja, äußerlich vielleicht. Doch innerlich trug ich meine alten Sichtweisen noch immer mit mir herum.

Es dauerte nicht lange, da holten mich alte Zweifel und ein tief sitzendes Gefühl von Minderwertigkeit wieder ein. Ich fand mich in Situationen voller Drama und Chaos wieder – Situationen, aus denen ich mich nicht befreien konnte, aus Angst vor Ablehnung oder davor, nicht gut genug zu sein.

Ich lebte in einer ständigen Haltung der Anpassung – ich sorgte dafür, dass es allen anderen gut ging, dass ihre Bedürfnisse erfüllt wurden, während ich meine eigenen kaum kannte.

Heute erkenne ich, dass meine Kindheit im Krishna-Bewusstsein auch viele schöne Seiten hatte. Ich wurde auf eine Weise erfüllt, wie es nicht vielen vergönnt ist.

Aber ich musste mich zurückziehen – und zwar für lange Zeit – denn ich war verletzt worden. Nicht durch Spiritualität selbst, sondern durch den Fanatismus und die starren Dogmen, die sie umgaben.

Obwohl immer wieder betont wurde, dass Kinder niemals zur Ausübung eines spirituellen Lebens gezwungen werden sollten, wurde es in Wirklichkeit mit großer Strenge und ohne Freude praktiziert.

Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Besuch im Tempel, damals war ich sieben Jahre alt. Die Luft war erfüllt von süßen Düften – eine Mischung aus Früchten, Blumen und dem dichten Rauch von Räucherstäbchen. Meine Mutter erzählte mir von den schlafenden Gottheiten hinter dem Vorhang. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte.

Sie schenkte mir Japa-Malas (Gebetskette) auf denen ich das Hare-Krishna-Mantra rezitieren sollte. Ich spürte sofort eine tiefe Anziehung zu Krishna und all den Figuren, die diesen Ort bevölkerten.

Eines Tages nahm sie mich dann mit in den Tempelraum, um die Gottheiten zu sehen. Ich erinnere mich an das zarte Läuten der Glocke, an den Moment, als sich der Vorhang öffnete.

Dort standen Caitanya Mahaprabhu und sein Bruder Nityananda (indische Gestalten Gottes), in ekstatischen Tanzhaltungen, geschmückt mit Blumen und mit selig strahlenden Gesichtern. Als Kind wusste ich: Das hier ist etwas Besonderes.

Es war vier Uhr morgens – die beste Zeit für Meditation, auch wenn es schwer war, so früh aufzustehen. Und obwohl vieles streng und dogmatisch war, bin ich dankbar für die spirituellen Eindrücke und tiefen Erfahrungen, die ich machen durfte.

Trotzdem musste ich mich mit dem Schmerz auseinandersetzen, den ich durch Regeln, Strenge und emotionale Vernachlässigung erlebt hatte.

Viele Jahre nach meinem Austritt, mit dreißig, wollte ich mit all dem nichts mehr zu tun haben. Ich lehnte alles ab, was ich jemals gelernt hatte, und wollte nur noch „normal“ sein – dazugehören.

Bis dahin hatte ich nur das Leben innerhalb der Bewegung gekannt. Ich musste raus in die Welt.

Heute kann ich beides sehen: das Schöne und das Schmerzhafte. Ich erkenne, dass man spirituelles Leben leben kann, ohne es je zu verstehen.

Viele üben Spiritualität fanatisch aus, aus Abhängigkeit – nicht aus Freiheit. Das hat mit Erfüllung wenig zu tun. Es ist wie an einer Kette festzuhalten, weil man sonst glaubt zu stürzen.

Wahre Spiritualität bedeutet, auf eigenen Beinen zu stehen.

Ich trug all die Erfahrungen und Werkzeuge aus meiner Kindheit mit mir, aber lange Zeit wusste ich nicht, wie ich sie nutzen sollte.

Dann entdeckte ich Neville Goddard. Seine Lehren halfen mir zu verstehen, dass alles Bewusstsein ist – und dass unsere Realität aus unserer Wahrnehmung entsteht.

Es gibt keine „feststehende Welt“. Wir sind die Träumenden.

Was wir erleben – Menschen, Situationen, Emotionen – entsteht aus unserem inneren Erleben. So wie in unseren Träumen in der Nacht alle Gestalten und Szenen wir selbst sind.

Neville sagt:
„Dinge haben keine Realität außerhalb des Bewusstseins. Also gewinne zuerst das Bewusstsein – und die Dinge sind gezwungen zu erscheinen.“

Wir können nur das wahrnehmen, dessen wir uns bewusst sind.

Also: Wer sind wir wirklich?
Was ist die Realität, die wir gerade jetzt wahrnehmen?
Und ist das, was wir sehen, wirklich die Realität – wenn zehn Menschen daneben stehen und etwas ganz anderes sehen?

Meine Sicht auf mich selbst wurde stark von meiner Vergangenheit geprägt.

Manchmal vergesse ich noch immer, wer ich wirklich bin. Mein gewohnter Geist hält an alten Geschichten fest.

Lange Zeit fühlte ich mich als Opfer meiner Vergangenheit.

Aber heute – heute bin ich oft voller Dankbarkeit.
Dankbar für den Weg, der mich zurück zu mir selbst geführt hat.

Wir alle haben Erfahrungen gemacht, die uns geprägt haben – im Guten wie im Schmerzhaften.

Aber vielleicht ist es an der Zeit, unsere Geschichte neu zu betrachten.

Statt zu sagen, „das hat mich gebrochen“, können wir sagen:
„Das hat mich geformt.“

Denn am Ende entscheide ich, was ich heute aus meiner Geschichte mache.

Und du auch.