Die innere Flamme lebendig halten

Nachdem ich über die Rückkehr zur inneren Flamme geschrieben hatte, stellte ich mir die Frage: Was braucht es eigentlich, um sie am Leben zu erhalten? Sich daran zu erinnern, wer wir sind, ist das eine – aber wirklich aus diesem inneren Ort heraus zu leben, ist etwas ganz anderes. Es braucht tägliche Übung. Denn wenn wir es gewohnt sind, auf eine bestimmte Weise zu denken, neigen wir dazu, dorthin zurückzukehren.

Heute Morgen wachte ich auf und spürte eine innere Unruhe. Und obwohl ich besser weiß, wie ich mit solchen Momenten umgehen kann, war es heute ein echter Kampf, mich nicht von meinen Gefühlen und Gedanken kontrollieren zu lassen. Ich kenne diese Momente. Heute weiß ich: Ich lasse sie einfach vorbeiziehen. Früher hätte ich gedacht, ich müsse diesen unangenehmen Tag einfach akzeptieren – heute habe ich viele Male erfahren, dass sie wie Nebel verschwinden, wenn ich ihnen keinen Widerstand entgegensetze.

Ich habe gelernt, dass sie, so real sie auch erscheinen mögen, mir nichts anhaben können. Und es ist okay, wenn es weh tut. Der Punkt ist, keine Angst vor der Angst zu haben.

Ein wunderschönes Zitat aus dem Tao Te ching hat mir oft geholfen:
„Lass dich treiben – das Leben ist eine Reihe natürlicher und spontaner Veränderungen. Widerstand erzeugt nur Leid. Lass die Realität sein. Lass die Dinge auf natürliche Weise voranschreiten – auf welche Weise auch immer.“

Gerade wenn das Leben chaotisch wird und wir unter den Umständen leiden, die wir (bewusst oder unbewusst) mit erschaffen haben, ist es entscheidend, den Blick nach innen zu richten. Uns selbst nicht zu verlieren in Dingen, die wir im Außen nicht kontrollieren können. Denn wir selbst sind der Ursprung aller Ursachen.

Als er schließlich mit einer neuen Frau nach Thailand zog, wurde meine ganze Welt dunkel. Der Schmerz war kaum auszuhalten. Aber zum ersten Mal erkannte ich, dass es nicht nur um ihn ging. Die Trauer reichte tiefer. Ich trauerte nicht nur um den Verlust eines Mannes, ich trauerte um all die Male in meinem Leben, in denen ich zurückgelassen wurde.

Das kleine Mädchen in mir, das immer still war, stark blieb, unsichtbar blieb, es kam endlich an die Oberfläche. Und es war nicht mehr bereit, sich zu verstecken.

Zuerst verspürte ich eine seltsame Erleichterung. Denn die Wahrheit ist: Unsere Beziehung war für uns beide erschöpfend geworden. Doch schon bald fühlte ich mich zerbrochen. Ich klammerte mich an ihn. Ich flehte ihn an, zu bleiben. Ich glaubte, wenn er mich nur genug lieben würde, dann würde endlich alles in mir heil werden. Aber in diesem Moment wurde mir etwas schmerzlich bewusst: Meine Beziehung zu mir selbst war zerbrochen. Denn wäre sie intakt gewesen, hätte ich niemals um Liebe gebettelt von jemandem, der sie mir nicht mehr schenken wollte. Ich dachte, ich könnte ohne seine Liebe nicht überleben. Aber wo war meine Liebe zu mir selbst – in dem Moment, in dem ich mich wie eine Bettlerin behandelte, ohne einen Cent in der Tasche? Offensichtlich wurde ich mit alten Ängsten konfrontiert – der Angst, verlassen zu werden. Der Angst, um Liebe betteln zu müssen, weil ich tief in mir glaubte, nicht gut genug zu sein.

Und das gilt nicht nur für Liebe. Es gilt für alles, was wir im Außen suchen, um uns im Inneren besser zu fühlen. Ich dachte, wenn mein Partner mich endlich richtig lieben würde, wäre ich erfüllt. Er dachte, sein Glück liegt irgendwo da draußen – und floh nach Thailand, zu einer neuen Frau. Ich blieb zurück.

Die alte Wunde kam hoch – dieselbe, die ich als Kind erlebt hatte, wenn ich verlassen wurde. Ich kämpfte um diese Beziehung – aber alles, was ich verlor, war ich selbst.

Und doch war dieser Schmerz der Beginn einer Reise. Ich suchte nicht länger im Außen. Ich suchte mich. Ich fand das Mädchen in mir wieder, das einst so lebendig war. Ich fand meine Flamme wieder. Und ich heilte mein inneres Kind.

Heute verstehe ich, was Neville Goddard meint, wenn er sagt:
„Diejenigen, die nach Liebe suchen, machen nur ihre eigene Lieblosigkeit sichtbar – und die Lieblosen finden niemals Liebe.“

Heute stehe ich in meiner Kraft. Ich warte nicht mehr darauf, dass jemand mir meinen Wert bestätigt. Ich weiß ihn. Ich kenne mein Licht. Und ich halte die Flamme selbst am Leben.

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