Es war, als würde ich in eine Welt eintreten, die ich bisher nur durch ein Fenster gesehen hatte – und plötzlich stand ich mittendrin. Ein neues Universum öffnete sich, voller Möglichkeiten und Freuden, die mir zuvor verschlossen geblieben waren. Es fühlte sich an, als würde ich einen Süßwarenladen betreten.
Ich war nicht mehr vollständig von meinem Ex-Mann abhängig. Als ich begann, mehr Zeit mit Frauen außerhalb der Bewegung zu verbringen, öffnete sich mir eine neue Welt. Sie zeigten mir, dass das Leben mehr sein könnte als nur Hausfrau zu sein, gefesselt an Haushalt und tägliche Pflichten.
Ich hatte nichts dagegen, mich um meinen Sohn zu kümmern, ich liebte es, Mutter zu sein, aber ich hatte nie die Chance bekommen herauszufinden, wer ich wirklich bin oder was in mir steckt. Es war der Anfang eines neuen Kapitels, in dem ich mir zum ersten Mal die Frage stellte:
Was will ich eigentlich vom Leben?
Damals verwechselte ich Freiheit mit Rebellion. Ich dachte, der einzige Weg in die Freiheit sei, alles abzuschütteln, was ich bis dahin kannte. Und vielleicht war das in dem Moment notwendig. Ich musste Kraft sammeln und den Sprung wagen. Aber dabei fiel ich oft in die Opferrolle – getrieben von Wut auf das, was mir angetan worden war, statt mich darauf zu konzentrieren, was ich aus meinem Leben machen konnte.
Ja, ich habe mir mit der Machete einen Weg aus dem Dschungel geschlagen – aber ich hatte keine Landkarte. Ich wusste nicht, wohin ich ging. Und so wiederholten sich die Muster immer wieder. Ohne klare Ausrichtung lief ich direkt in den nächsten Dschungel der Verwirrung und alten Wunden – nur in anderer Form, mit anderen Menschen, in anderen Situationen.
Auch wenn ich meinen Ex-Mann immer geliebt hatte, hatte ich ihn nie wirklich selbst gewählt. Er gehörte zu einer Vergangenheit, die ich hinter mir lassen wollte.
Ich wusste nicht, wie ich den Wandel „richtig“ einleiten sollte, aber ich wusste, dass ich ihn brauchte. Ich wollte die Scheidung. Es fühlte sich wie der richtige Schritt für mich an. Mein ganzes Leben lang hatten andere Menschen Entscheidungen über meinen Kopf hinweg getroffen. Doch diesmal war es meine Entscheidung. Ich hatte keine Ahnung, an wen ich mich wenden sollte oder was der nächste Schritt wäre, alles fühlte sich wie ein schmerzhafter Nebel an. Mein damaliger Mann war nicht einverstanden. Er sagte: „Wenn du die Scheidung willst, geh du. Ich bleibe mit unserem Sohn. “Aber auch mit diesem Gedanken konnte ich nicht leben.
Ich begann eine Affäre mit jemandem außerhalb unserer Welt – ein verzweifelter Versuch zu entkommen, neu anzufangen.
Aber es brachte nur noch mehr Chaos, denn in mir selbst war Chaos. Mein Sohn war mittendrin gefangen. Ich konnte ihm keine Sicherheit geben, weil ich selbst nicht wusste, wer ich war.
Er spürte all die Turbulenzen seiner Eltern – zwei verlorene Seelen, die versuchten, durch stürmische Gewässer zu schwimmen. Ich liebte ihn von ganzem Herzen, aber ohne die Verbindung zu mir selbst suchte ich Halt in einer Welt, in der ich nie wirklich gelebt hatte. Ich dachte, die Lösung läge in einer neuen Beziehung. Doch ich verstand noch nicht, dass wahrer Frieden nur von innen kommt – und dass die einzige wahre Beziehung die zu uns selbst ist. Albert Einstein sagte einmal:
„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Ich glaubte, die Lösung liege im Außen – in einem neuen Menschen, einer neuen Liebe, einem neuen Leben. Aber die Affäre wurde destruktiv, also sprang ich in das nächste kleine Abenteuer. All das geschah, während ich in der Confiserie Fuß fasste. Ich schlief kaum noch, lief von einer Ablenkung zur nächsten, von einer Party zur anderen.
Ich rollte mich selbst in eine Schneekugel, und die Lawine war längst ins Rollen geraten. Sie nahm immer mehr mit – Menschen, Schmerz, Schuldgefühle.
Meine Scham war riesig. Aber mein Wille, mich von meinem alten Leben zu entfernen, war noch größer.
Es dauerte, bis ich verstand, dass ich nicht dafür verantwortlich bin, es allen um mich herum recht zu machen, dass ich Grenzen setzen darf, dass ich mich selbst nicht aufgeben muss, nur um Konflikte zu vermeiden. Genau das hatte ich viel zu oft getan.
Und die eigentliche Frage ist nicht nur, was passiert ist – sondern warum.
Warum habe ich diese Muster wiederholt?
Warum habe ich mich selbst sabotiert?
Warum konnte ich keinen Ausweg sehen?
Weil ich in meiner Geschichte gefangen war. Und diese Geschichte war zu meiner Identität geworden.
Aber eines habe ich gelernt:
Es gibt immer einen Ausweg. Immer.
Wir müssen nur aufwachen.
Den Traum erkennen, in dem wir gefangen sind –
und heraussteigen.
In meinem nächsten Blogpost möchte ich zurück in meine Kindheit gehen. Ich möchte erzählen, wo diese Muster entstanden sind. Denn erst dann ergibt der Rest einen Sinn:
die Angst, die Zweifel, die Schwierigkeit, für mich selbst einzustehen.
Wenn wir die Wurzeln verstehen, verstehen wir auch die Äste.
Und erst dann können wir beginnen, sie neu zu formen und zu wachsen