Leere Hände, offenes Herz

Nachdem ich in meinem letzten Blog über Geld und Sicherheit geschrieben hatte, fühlte ich mich plötzlich zur Geschichte der Titanic hingezogen. Ich hatte mich nie im Detail damit beschäftigt, doch irgendetwas rief mich dazu auf, darüber nachzudenken.

So viele wohlhabende Menschen bestiegen damals dieses Schiff voller Selbstvertrauen – vielleicht sogar mit einem Gefühl der Unbesiegbarkeit. Sie brachten ihre Schätze mit, ihre feinsten Kleider und wertvollsten Schmuckstücke. Doch als das Schiff unterging, sank all das mit ihnen in die Tiefe. Einige Passagiere verzichteten ruhig auf ihre Plätze in den Rettungsbooten, um anderen den Vortritt zu lassen. Sie akzeptierten ihr Schicksal mit Frieden im Herzen. Andere gerieten in Panik. Doch egal, wie sie reagierten – das Ergebnis war für alle gleich: Alles Äußere kann uns in einem einzigen Moment genommen werden.

Was bleibt in solchen Momenten? Innerer Frieden. Die Verbindung zu sich selbst. Vertrauen. Kein Reichtum dieser Welt kann uns davor bewahren, dass das Leben unvorhersehbar ist. Wahre Sicherheit kommt nicht von außen – sie entsteht tief in unserem Inneren.

Und dennoch klammern wir uns so sehr an die Illusion äußerer Sicherheit. Wir bleiben in Jobs, die uns nicht erfüllen, in Rollen, die uns kleinhalten – nur um uns sicher zu fühlen. Ich höre oft Menschen sagen: „Ich bin nicht glücklich, aber wenigstens ist es sicher.“ Doch was ist das für eine Sicherheit, wenn sie uns unsere Freude kostet?

Ich will nicht sagen, dass man alles aufgeben soll. Ganz und gar nicht. Sicherheit kann etwas sehr Schönes sein. Aber wir sollten nicht vergessen: Nur mit leeren Händen können wir etwas Neues empfangen. Wenn wir aus Angst festhalten, bleibt kein Raum für das Leben, das wir eigentlich führen wollen.

Ein Zitat des indischen Mönchs Keshava Swami hat mich sehr berührt:

„Wir haben höhere Gebäude, aber kürzere Geduld. Breitere Straßen, aber engere Sichtweisen. Wir haben den Weltraum erobert, aber kämpfen mit unserem inneren Raum… Wir opfern unsere Gesundheit, um Reichtum zu erlangen, und geben diesen Reichtum dann wieder aus, um die Gesundheit zurückzuerlangen. Wir haben mehr Experten, aber weniger Lösungen. Mehr Abschlüsse, aber weniger Verstand.“

So wahr, oder? Materiell haben wir viel erreicht – und doch scheint uns innerlich oft etwas zu fehlen. Und genau das ist der größte Verlust.

Versteh mich nicht falsch – ich liebe Komfort. Ich liebe Schönheit. Ich liebe schöne Dinge. Ich bin nicht gegen Genuss oder materiellen Besitz. Ich weiß nur: Wenn wir die Verbindung zu uns selbst verlieren, wird uns nichts im Außen wirklich erfüllen. Das Außen kann nur verstärken, was bereits in uns lebt.

Am Ende läuft alles auf eine einfache Wahrheit hinaus:

Alles beginnt mit Bewusstheit.

Wie erleben wir das Leben? Durch welchen Filter schauen wir? Wenn wir aufgewachsen sind mit der Überzeugung, dass das Leben hart ist, dass Freude selten ist und nichts leichtkommt – dann wird das unsere Erfahrung. Nicht, weil es die objektive Wahrheit ist, sondern weil wir sie als unsere Wahrheit akzeptiert haben.

Wir konsumieren Nachrichten und füllen uns mit dem Schlimmsten der Welt – weil wir keinen inneren Nachrichtenkanal mehr haben. Kein inneres Feuer. Keine Freude. Kein Staunen. Und so füllen wir diese Leere mit Angst.

Doch was wäre, wenn das Leben nur ein Spiegel unserer inneren Wahrnehmung ist?

Träume funktionieren genau so. Im Schlaf erschaffen wir alles – die Menschen, die Umgebung, die Gefühle. Alles kommt aus uns selbst. Und das wache Leben ist dem gar nicht so unähnlich. Wir erleben die Welt nicht, wie sie ist – sondern wie wir sind.

Sogar auf der Titanic erlebten alle dasselbe Ereignis – doch nicht alle erfuhren es auf die gleiche Weise. Manche widerstanden. Andere ergaben sich. Manche gerieten in Panik. Andere fanden Frieden. Der Unterschied lag nicht in der Situation, sondern im inneren Zustand.

Ich habe erkannt:
Nur ich kann mich befreien oder gefangen halten.

Nicht das Geld.
Nicht mein Job.
Nicht eine Beziehung.
Nicht die Umstände.
Nur ich.

Die Seite der Münze, auf die ich blicke, wird zu meiner Realität. Ich habe früher nur die eine Seite gesehen – die der Angst, des Mangels, der Selbstzweifel. Doch der Schmerz machte mich neugierig. Das Leiden ließ mich fragen: War das wirklich alles? Diese Frage brachte mich auf den spirituellen Weg. Zu Lehrern. Zu Meditation. Zu Wahrheit.

Wahrheit hat viele Gesichter, doch sie führt immer zum selben Ort: Nach Hause. Zu sich selbst. Zu innerem Frieden.

Wenn du nach Frieden suchst, musst du dorthin gehen – zu dir selbst. Dort liegen die Antworten.

Und wenn ich dich ein Stück auf deinem Weg begleiten oder dir etwas von dem weitergeben darf, was ich selbst erfahren habe, dann wäre mir das eine große Ehre

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