🌿 Die Leinwand hinter dem Sturm

„Gelassenheit bedeutet nicht, dem Sturm zu entkommen, sondern Frieden inmitten des Sturms zu finden.“

Jeden Tag meditiere ich.
Manchmal bis zu zwei Stunden.
Menschen fragen mich oft, warum ich das mache.
Immerhin ist es doch „nur dasitzen und nichts tun“.

Aber genau darum geht es.

In der Stille kehre ich zu mir zurück.
Ich werde mir derjenigen bewusst, die wahrnimmt.
Gedanken und Ängste tauchen auf – laut, ungeduldig, wie Kinder mit zu viel Energie. Aber wenn ich ihnen keine Aufmerksamkeit schenke, beruhigen sie sich.
Irgendwann beginnen sie wieder, ruhig zu spielen.

Ich erinnere mich an einen Wintertag, als ich gerade erst begonnen hatte, mich mit mir selbst zu beschäftigen – mit Achtsamkeit, Meditation und innerer Beobachtung. Ich ging durch einen verschneiten Wald. Alles war weiß und still.
Nur meine Schritte knirschten im Schnee, und Vögel sangen in den Bäumen.
Die Luft war kalt, mein Atem zeigte kleine Nebelwolken.

Aber was mir am meisten auffiel, war nicht die Schönheit um mich herum –
es war die Stille in meinem Kopf.

Keine endlosen Monologe. Kein Lärm. Kein innerer Widerstand.
Nur Weite.

So ein Zustand hätte mir früher unmöglich erschienen.

Damals war mein innerer Dialog fast durchgehend negativ.
Die Meditation half mir zu erkennen, wie sehr ich mit meinen Gedanken identifiziert war – ohne zu merken, dass ich sie auch einfach nur beobachten kann, ohne sie zu glauben.

Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist.
Wir sehen sie, wie wir sind.


🖼 Die Leinwand des Bewusstseins

So vieles von dem, was wir für „Realität“ halten, sind eigentlich alte Annahmen – unbewusst gepflanzt in unserem Unterbewusstsein.

Wenn ich meditiere, kehre ich zurück zur Beobachterin.
Nicht zur Wahrnehmung selbst, sondern zu der, die wahrnimmt.

Es ist, als säßen wir in einem Kino.
Wir sind so in den Film vertieft, dass wir vergessen, dass es nur ein Film ist.
Die Leinwand scheint nicht mehr da zu sein – aber sie war nie weg.
Sie trägt alles.

Bewusstsein ist diese Leinwand – immer da, still, unberührt.

Gedanken, Gefühle, Erfahrungen – das ist der Film.
Er bewegt sich ständig, verändert sich ständig.
Aber wir, die wir das alles wahrnehmen, bleiben gleich.

Wenn Stress oder Angst aufkommen, können wir dorthin zurückkehren –
zur Quelle.
Zum Ursprung.


💭 Innere Stimmen neu ausrichten

Mein Leben hat sich verändert, seit ich begonnen habe, meinen inneren Dialog zu beobachten.
Früher dachte ich ständig: „Was, wenn etwas schiefläuft?“
Heute frage ich lieber: „Was, wenn alles gut wird?“

Anstatt meinen Körper zu kritisieren oder mich zu beklagen, wenn er nicht „funktioniert“, schenke ich ihm heute Dankbarkeit.
Nicht aus Verleugnung, sondern aus Liebe.
Aus Vertrauen.

Denn worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten –
das wächst.
Wohin unser Fokus geht, dorthin folgt unser Leben.


🪙 Der Moment mit dem Sparschwein

Heute Abend blickte ich auf mein Sparschwein –
und spürte Frust.
Es war nicht so voll, wie ich es mir erhofft hatte.

Keine Katastrophe. Aber doch spürte ich das Ziehen im Bauch.
Ein vertrautes Gefühl.

Und dann tauchte ein alter Gedanke auf:
„Immer wenn ich Geld habe, verliere ich es wieder.“

Da war sie –
eine Annahme.
Ungesehen, ungeprüft – aber kraftvoll genug, um mein Erleben zu prägen.

Ich saß mit ihr.
Ich versuchte nicht, sie sofort zu „lösen“.
Ich ließ sie da sein.
Und langsam erinnerte ich mich:

Nicht das Gefühl ist das Problem.
Sondern die Identifikation mit ihm.


🌅 Der Schluss: Die Kraft, nach Hause zu kommen

Solche Momente – in denen Schmerz oder Zweifel auftauchen –
sind keine Rückschritte.
Sie sind Einladungen.

Langsamer zu werden.
Zurückzukehren zur Quelle.
Uns zu erinnern:

Ich bin nicht die Geschichte.
Ich bin die, die sie sieht.

Und in diesem Sehen liegt meine Kraft.

Denn die Leinwand war nie weg.
Das Bewusstsein war nie fort.
Selbst mitten im Mangel, mitten in der Angst –

Ich bin die, die wahrnimmt.

Und das ist
Frieden im Sturm.

„Was ich sehe, bin ich nicht –
Ich bin die, die sieht.“

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